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16.01.25 atomstopp: IEA versucht Atomrenaissance herbeizuschreiben
Der Anteil von Atomkraft an der Stromproduktion sinkt seit Jahrzehnten und liegt derzeit bei etwa 9 Prozent. Trotzdem betreibt die International Energy Agency IEA mit Sitz in Paris teures Atomlobbying und sieht in einem medial breit rezipierten Bericht eine neue Ära der Kernenergie auf uns zukommen.
"Seit 1996 hat sich der Anteil der Atomenergie an der weltweiten Stromerzeugung etwa halbiert. Damals lag er auf dem historischen Spitzenwert von 17,5 Prozent, 2023 nur noch bei 9,1 Prozent. Wenn man berücksichtigt, dass die weltweite AKW-Flotte eine durchschnittliche Laufzeit von 32 Jahren aufweist und meist für 40 Jahre konzipiert wurde, kann selbst dieser Anteil nur mit gefährlichen Laufzeitverlängerungen aufrechterhalten werden. Trotzdem versucht die internationale Atomlobby alles, um den Schein zu wahren, dass sie etwas Positives leisten könne. Schließlich lässt sich auch mit AKW-Baustellen, die nie fertig werden, für manche viel Geld verdienen", zeigt Herbert Stoiber, Geschäftsführer von atomstopp_atomkraftfrei leben! auf.

Wie diese Renaissance aussieht, kann man an zwei Meldungen der letzten Tage erkennen: Im britischen Sizewell sollen 2 Reaktoren errichtet werden, daran wird seit 2010 geplant. Erste Verträge wurden 2016 abgeschlossen, 2020 wurde der Bau beantragt und von Kosten von etwa 20 Milliarden Pfund ausgegangen. Anfang dieser Woche wurde bekannt, dass man nunmehr von etwa 40 Milliarden Pfund auszugehen hat, also schon vor Baubeginn die erste Kostenverdoppelung eingetreten ist. Eine genauso schlechte Erfahrung macht das Vereinigte Königreich gerade mit den einzig in Bau befindlichen Reaktoren in Hinkley Point: Dort versucht EDF seit 2018, 2 Reaktoren fast gleichzeitig zu bauen und versprach, ab 2023 Strom zu liefern. Zuletzt gab EDF den Fertigstellungstermin des ersten der beiden Reaktoren mit 2031 an. Die Kosten sind nicht seriös abschätzbar.

Anders im französischen Flamanville, dort weiß man über die Kosten schon genauer Bescheid: Hier war bei Baubeginn 2007 vereinbart, dass der Reaktor 2012 fertig sein und 3,3 Milliarden Euro kosten soll. Seit kurzem läuft er - mit 12 Jahren Bauzeitverzögerung - im Testbetrieb. Die Kosten stehen unter Hinzurechnung der Finanzierungskosten bei 22,6 Milliarden Euro (nach Angaben des französischen Rechnungshofes Cour de Comptes und gerechnet zu Preisen von 2023).

"Bei Atomkraftwerksprojekten sind Kostenexplosionen und Bauzeitüberschreitungen auf das drei- bis sechsfache die Regel, nicht die Ausnahme. Diese Industrie ist also von Grund auf unseriös und hält keine realistischen Pläne bereit. Trotzdem versteht sich die IEA als Lobbyorganisation für Atomkraft, die aus ihren Fehlern nicht lernen will. 2010 lieferte sie eine krasse Fehlprognose, als sie vorhersagte, die Atomkraft würde bis 2020 weltweit um 28 bis 40 Prozent wachsen. Tatsächlich ist die Atomstromproduktion heute annähernd dieselbe wie 2010. Dagegen hat sich die Produktion von Solarstrom seit 2010 etwa verfünfzigfacht und wurde 2023 sieben Mal so viel Windstrom produziert wie 2010. Das Wachstum dieser erneuerbaren Energiequellen geht unvermindert weiter. Österreich ist Mitglied der OECD-nahen IEA und muss seine Stimme dafür nutzen, dass diese Organisation weg kommt vom unseriösen Atomlobbying und sich für echte Zukunftstechnologien und vernünftige Einsparungen einsetzt", fordert Stoiber.

Rückfragen & Kontakt:
Herbert Stoiber, +43 681/10 42 92 51

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15.01.25 atomstopp: Flamanville-AKW kostet 22,6 statt 3,3 Milliarden Euro
Schwerer Rückschlag für das franzöische Atomprogramm und den staatlichen französischen Atomstromkonzern EDF: Der seit 2007 gebaute, im Herbst mit 12 Jahren Verspätung in Probebetrieb gegangene Flamanville 3-Reaktor kostet 22,6 Milliarden Euro. Der französische Rechnungshof Cour de Comptes warnt, dass es keine prognostizierte Rentabilität des AKW-Ausbauprogrammes gäbe und EDF Informationen über die Kosten verweigere.
"Als im Jahre 2007 mit dem Bau des Flamanville 3-Reaktors begonnen wurde, ging die Öffentlichkeit von Kosten von 3,3 Milliarden Euro aus. Die Finanzierungskosten wurden damals kaum genannt und hätten bei der versprochenen Fertigstellung bis 2012 auch nicht allzu schwer gewogen. Gestern veröffentlichte der französische Rechnungshof Cour des comptes die neuesten Zahlen, bezogen auf das Jahr 2023: Die reinen Baukosten sind auf 15,6 Milliarden Euro explodiert, die Gesamtkosten auf 22,6 Milliarden. Bei dieser Kostensteigerung wundert es nicht, wenn EDF Informationen zurückhält. So musste der Rechnungshof feststellen, dass sich EDF bewusst und beharrlich geweigert habe, ihm Informationen über die prognostizierte Rentabilität und die Produktionskosten zu übermitteln", zeigt Herbert Stoiber, Geschäftsführer von atomstopp_atomkraftfrei leben! auf.

Dringend ist es an der Zeit, dass in der französischen Atompolitik Vernunft einkehrt. Präsident Macrons Phantasien von 14 neuen Reaktoren muss Einhalt geboten werden, bevor weiterer Schaden angerichtet wird. Baubeginn der ersten 6 Reaktorblöcke an 3 Standorten soll 2027 sein. Dabei war man in Flamanville nicht in der Lage, einen einzigen in halbwegs vertretbarer Zeit zu bauen. Und wie nicht anders zu erwarten, werden auch die Kostenschätzungen schon laufend nach oben korrigiert. Sie stiegen bei unveränderten wirtschaftlichen Bedingungen bezogen auf das Jahr 2020 bereits von 51,7 Milliarden Euro auf 67,4 Milliarden - unter Berücksichtigung der Inflation sind das für 2023 bereits 79,9 Milliarden Euro.

"Das französischen Atomprogramm mit seinen ausufernden Kosten betrifft uns im gemeinsamen Markt der EU alle. Daher muss Brüssel endlich aufhören, für AKWs staatliche Förderungen und Strompreis-Garantien zu erlauben. Auch die österreichische Politik ist hier gefragt, Druck aufzubauen", fordert Stoiber, nicht weiter zuzuschauen, wie Milliarden um Milliarden für AKWs verbrannt werden, die keinen Beitrag zur Klimawende leisten können, weil sie viel zu spät fertig werden.

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Herbert Stoiber, +43 681/10 42 92 51
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