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26.03.2024
atomstopp: Tschechien konkretisiert brandgefährliches Projekt in Grenznähe
Die tschechische Regierung und der überwiegend staatliche Atomstromkonzern CEZ wollen weiterhin neben den störungsanfälligen Reaktoren in Temelin an sogenannten Small Modular Reactors (SMRs), die weder klein noch modular noch existent sind, forschen.
"Der South-Bohemian Nuclear Park in Temelin wird ein Experimentiergelände für die SMR-Schrumpfmeiler bieten. Experimentiert muss damit deshalb werden, weil es keinen dieser Reaktoren bislang gibt. Sie sind alle nur auf Reißbretter gezeichnet. Die Idee, ein Forschungsgelände für solche Reaktoren neben einem bestehenden AKW zu bauen, ist besonders verantwortungslos. Wer soll die bestehenden Temelin-Reaktoren warten, wenn bei den Schrumpfmeiler-Experimenten etwas danebengeht?", fragt Herbert Stoiber, Geschäftsführer von atomstopp_atomkraftfrei leben!
Gestern vermeldete das tschechische Wirtschaftsportal Ekonomický deník, dass noch der britische Rolls-Royce-Rüstungskonzern sowie die US-Unternehmen GE Hitachi und Westinghouse im Bieterrennen um dieses Projekt sind. Keine dieser Firmen hat einen funktionstüchtigen Schrumpfmeiler im Angebot. Da an dieser Technologie seit den 1950-er Jahren geforscht wird, ohne sie je in wirtschaftlich sinnvolle Bahnen zu bringen, ist auch zukünftig kein Strom zu bezahlbaren Preisen zu erwarten. Als hätte es dafür noch eines Beweises bedurft, hat die lange Zeit in Tschechien favorisierte US-Firma NuScale mangels Finanzierbarkeit ihr Schrumpfmeiler-Projekt kürzlich im Heimmarkt einstellen müssen und kann folglich auch in Tschechien nicht mehr mitbieten.
"Wie in der Atomindustrie üblich, sind Informationen das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt sind. Sie dienen vielmehr der Verschleierung, anstatt Klarheit zu schaffen. So ging die bislang übliche Definition für SMR-Schrumpfmeiler von einem elektrischen Leistungsspektrum ab 1,5 bis maximal 300 Megawatt aus. Trotzdem bietet in Tschechien nun Rolls-Royce ein Modell an, bei dem ein einzelner Reaktor 470 MWe leisten soll. Das entspricht genau der Leistung eines Dukovany-Reaktors. Bei diesen würde kein vernünftiger Mensch auf die Idee kommen, sie als klein zu bezeichnen", zeigt Stoiber eine weitere Volte der Atomindustrie auf.
"Eigentlich wäre zu erwarten, dass eine Industrie, die in demokratischen Staaten seit Jahrzehnten keine Erfolge mehr vorweisen kann, aber Milliarden um Milliarden verbrennt, keine staatliche Förderung mehr finden sollte. Leider ist das Gegenteil der Fall: Die Atomindustrie fordert auf EU-Ebene immer dreister öffentliche Gelder ein. Wo bleibt der Aufschrei der Vernünftigen, die diesem Treiben Einhalt gebieten", fordert Stoiber die österreichische Politik auf, auf europäischer Ebene wahrnehmbaren Widerstand und Aufklärungsarbeit zu leisten.
Rückfragen & Kontakt:
Herbert Stoiber, +43 681/10 42 92 51